Behindert in der Dritten Welt – keine Chance?

Rollstuhl – Werkstatt

InterRed unterstützt mit dem Projekt einer Rollstuhlwerkstatt den Behindertenverband ACLIFIM. Das ist die Abkürzung für “Asociacion Cubana des Limitados Fisicos-Motores ”. Der Verband wurde 1980 gegründet, um die Interessen behinderter Kubaner zu vertreten, und hat ca. 36.000 Mitglieder. Vorsitzende der Nicht-Regierungs- Organisation ist Hilda Escalona del Toro.

Kuba hat nur eine, komplett importierte, Rollstuhlfabrik, die den vorhandenen Bedarf an Rollstühlen bei weitem nicht decken kann. Es fehlen insbesondere Rollstühle, wie sie von Kriegsverletzten benötigt werden. Auch Sportrollstühle können in Kuba nicht hergestellt werden. Angesichts dieses Mangels füllt die 1992 eröffnete Rollstuhlwerkstatt der ACLIFIM in der Straße San José 806 im Zentrum von Havanna durch die Montage neuer und vor allem die Reparatur gebrauchter Rollstühle eine große Lücke. In der Werkstatt arbeiten rund ein Dutzend Kubaner, die bis auf zwei Ausnahmen alle ein Handikap haben. Auch der agile Leiter Ingeniero Toni Lopez ist an den Rollstuhl gefesselt.

Vorbildliches Gesundheitssystem

Umfassende Gesundheitsfürsorge und soziale Sicherheit für schwache und behinderte Menschen sind ein Merkmal einer humanen Gesellschaft. Obwohl es ein armes Land ist, verteilt Kuba an kranke, schwache und behinderte Bürger mehr als Almosen. Ein für ein armes Land vorbildliches Gesundheitswesen und das erklärte politische Ziel einer solidarischen Gesellschaft machen Kuba immer noch zu einem Vorbild für viele Staaten – nicht nur in Lateinamerika.

Blockade erschwert das Leben

Durch die vorhandenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten fällt den Kubanern die Sicherung ihrer sozialen Errungenschaften immer schwerer. Das gilt vor allem für den teuren Import all der Materialien, die ein kaum industrialisiertes, armes Land des Südens nicht selber herstellt. Daher unterstützen wir die ACLIFIM-Werkstatt zur Fertigung und Reparatur von Rollstühlen. Seit 1992 haben wir fast jedes Jahr Sendungen mit Ersatzteilen, Werkzeug und gebrauchten Rollstühlen per Schiff und Flugzeug nach Havanna geschickt. 1993 konnten wir – erstmals mit Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Technologie – Materialien wie Präzisionsrohre, Kugellager und Spezialstoffe für 10.000 DM nach Kuba liefern. 1996 sandte InterRed neue und gebrauchte Ersatzteile für 18.000 DM nach Havanna. Das ermöglichte die Reparatur bzw. Montage von umgerechnet 300 bis 500 Rollstühlen. Als sinnvolle Hilfe hat sich das Sammeln von gebrauchten Rollstühlen und Ersatzteilen in Sanitätshäusern, Kliniken, Behinderteneinrichtungen und anderen Institutionen im „reichen“ Deutschland herausgestellt. Viele Teile, die bei uns als nicht mehr reparaturwürdig gelten, verhelfen einem Kubaner ohne Beine wieder zu einem mobilen Leben.

„Ohne diese Ersatzteile sind hier viele Rollstühle nicht mehr nutzbar – und dann müssen unsere Freunde im Haus sitzen und können nicht raus auf die Straße.“ Toni Lopez, Ingenieur aus Havanna

In den Jahren 2000 und 2001 konnte InterRed jeweils gebrauchte Rollstühle und Reparaturmaterial im Wert von über DM 100.000 nach Kuba senden.

Auf Kuba fehlen Baugruppen von Rollstühlen, aber auch Kugellager, Räder, Ventile, Rohre, Schrauben und Bleche. Unsere kubanischen Freunde können auch mit einzelnen, gebrauchten Rollstühlen aus privater Hand etwas anfangen. Darüber hinaus benötigt InterRed auch dringend Geldspenden, zumal öffentliche Zuschüsse nur beim Nachweis eines entsprechenden InterRed-Eigenanteils fließen können.